FRAGEN AN DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG
„Ganz natürlich ins Unternehmen reingewachsen“
Als Geschäftsführer ein bestens eingespieltes Trio: Ralf Rhein, Gerd Ruff, Marcus Rhein (v. l. n. r.)
Herr Rhein, in welchem Fahrzeug würden Sie am liebsten ab sofort immer zur Arbeit fahren? Ralf Rhein: Im aktuellen 8er. Er ist aus meiner Sicht eine einzigartige Mischung aus Sportlichkeit und zeitloser Eleganz. Ungeachtet dessen bringt es unser Beruf mit sich, dass wir ständig zwischen verschiedenen Modellen wechseln und dadurch auch in den Genuss kommen, immer wieder schöne und neue Fahrzeuge von BMW bewegen zu dürfen. In welchem Fahrzeug würden Sie gerne mehr Zeit verbringen, Herr Ruff? Gerd Ruff: Ich zähle mich eher zur Oldtimer-Fraktion. Ein 3.0 CSL wäre da passend. Ein Auto muss für mich Leistung haben, Komfort ist zweitrangig. Klar sind alte Autos schwieriger zu fahren und mitunter unbequemer, aber sie haben die einfachere Technik. Bei einer Panne könnte ich wahrscheinlich einiges selbst reparieren, das ist bei heutigen Fahrzeugen nicht mehr ohne Weiteres möglich. Welches Nutzfahrzeug (Nfz) würden Sie abends gerne mit nach Hause nehmen, Herr Rhein? Marcus Rhein: Ich bin momentan sehr verliebt in den IVECO Daily, weil er eine Front hat, die einen anzulächeln scheint. Mit solchen Argumenten würde ich allerdings bei meiner Kundschaft auf Granit beißen. Beim Nfz-Verkauf zählen, im Gegensatz zum Pkw-Verkauf, harte Fakten. Pkw- und Nfz-Verkauf beruhen also auf ganz unterschiedlichen Herangehensweisen? Marcus Rhein: Ja, im Pkw-Bereich spielen Emotionen oftmals eine viel bedeutendere Rolle. Wenn ich als Kunde etwa einen 8er haben möchte, dann bin ich darauf fokussiert, weil ich ihn schön finde oder er ein Lebensgefühl transportiert. Im Nfz-Bereich sind die Fahrzeuge austauschbar, im Fokus des Käufers liegen fast ausnahmslos rationale Argumente. Könnten Sie sich heute ein Leben mit einem anderen Job vorstellen? Ralf Rhein: Diese Frage haben wir uns nie wirklich gestellt, weil wir ganz natürlich in das Unternehmen hineingewachsen sind. Das Thema Automobil ist für uns als Jungs spannend gewesen. Wir waren als Kinder an den Wochenenden immer mit unserem Vater im Betrieb und spielten zu Hause mit Lego den Autohaus-Betrieb im Kleinen nach. Später, in der Schule und im Studium, wählten wir Wirtschaftsfächer. Wir kamen auch nie in die Verlegenheit, etwas anderes als unser Vater machen zu wollen. Vielmehr zog es uns bereits früh in das elterliche Automobilgeschäft. Waren Sie als Kinder stolz auf Ihren Vater? Ralf Rhein: Ja, sehr. Unser Vater hat sich nie beschwert, im Gegenteil, er hat seinen Beruf geliebt. Seine Arbeit mag anstrengend gewesen sein, aber für uns nie abschreckend. Diese Sichtweise hat sich auf uns übertragen und noch heute gehe auch ich jeden Tag mit Freude und Leidenschaft zur Arbeit.
Schon als Jugendlicher bei BMW-Veranstaltungen dabei gewesen
Hat Ihr Vater Sie früh in die Betriebsabläufe eingeweiht? Ralf Rhein: Ja, zu Hause wurde viel diskutiert über unternehmerische Weichenstellungen und betriebsinterne Vorkommnisse. Mit unserer kaufmännischen Ausbildung haben wir bei familieninternen Diskussionen früh an diesen Denkprozessen teilgenommen und wuchsen in jungen Jahren in die Tagesabläufe und Prozesse hinein. Das war von unserem Vater auch so gewollt. Marcus Rhein: Das kann ich so bestätigen. Für unsere Mutter und unseren Vater war es selbstverständlich, uns schon in jungen Jahren überall hin mitzunehmen und einzubinden, in den Betrieb, aber auch auf Händlertagungen, wo wir als einzige Kinder zwischen Erwachsenen herumrannten. Das kam wohl auch daher, dass beide versuchten, möglichst viel Zeit miteinander und mit uns zu verbringen. Wenn unser Vater die Wahl hatte, irgendwo auf einer Tagung zu übernachten, auf der wir mal nicht dabei waren, oder lieber nach Hause zu fahren, entschied er sich für die Heimreise. Immer. Wann saßen Sie das erste Mal hinterm Steuer eines Fahrzeugs? Marcus Rhein: Unser Vater, und das verwundert kaum, setze uns zum ersten Mal sehr früh hinters Steuer. Da waren wir vielleicht zehn Jahre alt. Nach dem Abendessen bei unserer Oma durften wir ab da an auf dem Heimweg bisweilen abwechselnd auf seinem Schoss das Lenkrad unseres Familienautos führen. Gab es weitere Schlüsselmomente in Ihrem Leben, die Ihnen klar machten, dass Sie diesen Weg gehen möchten? Ralf Rhein: Ja, das war der Neubau des Standorts in der Neckarsulmer Straße. Damit emanzipierte mein Vater das Unternehmen vom alten Firmensitz in der Wilhelmstraße, der von Kurt Heermann aufgebaut worden war und schlug damit ein neues Kapitel auf. Wir waren ständig auf der Baustelle und haben jede Entscheidung mitbekommen, das hat mich beeindruckt. Mit dem Neubau ging Ihr Vater auch ein unternehmerisches Risiko ein. Ralf Rhein: In der Tat. Jeder wusste, dass das kein Spaziergang wird. Wir mussten in der Folge den Umsatz erheblich steigern, um die Investitionen amortisieren zu können. Das war auch eine nervenaufreibende Zeit, weil das deutliche Mehrkosten waren, die das Unternehmen zu verkraften hatte. Marcus Rhein: Wir hatten aber auch keine andere Wahl, denn das alte Autohaus genügte den Vorgaben von BMW nicht mehr. Unser Vater musste handeln und ein modernes Autohaus bauen. Der Aufstieg von BMW zu einem der wichtigsten deutschen Autobauer Ende der 80er Jahre begünstigte unsere Situation. Herr Ruff, hatten Sie als Kind den Wunsch, später Autohändler zu werden? Gerd Ruff: Nicht wirklich, so etwas entwickelt sich. Wichtig ist es, den Willen zu haben, erfolgreich zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Neben meiner Ausbildung bei Audi habe ich auch eine entsprechende Qualifikation im Wirtschaftsbereich erworben. Ursprünglich bin ich im Controlling beheimatet gewesen. Seit 31 Jahren arbeite ich hier und habe in dieser Zeit, zunächst mit Wolf-Manfred Rhein, viele Prozesse entwickelt und Standards eingeführt. So habe ich mitwirken können, früh die Weichen für den Erfolg des Unternehmens zu stellen.
Wolf-Manfred Rhein als leidenschaftlicher Unternehmer
Was schätzen Sie am Unternehmer Wolf-Manfred Rhein am meisten? Ralf Rhein: Am meisten an meinem Vater schätze ich, dass er nicht nur den entschiedenen Willen, sondern auch das entsprechende Können besaß. Wir sahen den hohen persönlichen Einsatz unseres Vaters, der möglichst weitreichend unabhängig in seinem Beruf sein wollte. Das hat seinen Preis, damals wie heute. Klar hat diese Selbstständigkeit etwas Gutes und Schönes, aber man trägt auch alle Last und Verantwortung, diese Bürde darf man nicht vergessen. Dazu braucht es Mut, und den hatte unser Vater. Was haben Sie von ihm gelernt? Gerd Ruff: Fairness gegenüber den Mitarbeitern. Marcus Rhein: Unzählige Sprüche, etwa „Wer schreibt, der bleibt“ oder „Lieber Geld verlieren als Vertrauen“. Das sind bis heute geflügelte Worte im Unternehmen, die wir und auch unsere Mitarbeiter beherzigen. Gab und gibt es zwischen den Rhein-Brüdern einen Wettbewerb? Marcus Rhein: Da wir beruflich von Anfang an unterschiedliche Aufgabenbereiche hatten, kamen wir uns nie in die Quere. Wir hatten auch nie den Drang, in Konkurrenz zu treten, wir gingen schon als Kinder Konflikten zwischen uns aus dem Weg und suchten nach gemeinsamen Lösungen. Wie empfinden Sie die Arbeit zwischen zwei Brüdern, Herr Ruff? Gerd Ruff: Wir sind ja alle drei für verschiedene Bereiche zuständig, und so kommt es da weniger zu Überschneidungen. Tatsächlich bin ich für beide Sparten, also Pkw- und Nfz-Geschäft, tätig, und kenne daher beide Brüder sehr genau. Die Zusammenarbeit war immer sehr angenehm zwischen uns drei, da gibt es keine Reibereien. Wenn wir unterschiedlicher Meinungen sind, wird das sachlich ausdiskutiert.
Dem ehemaligen Geschäftsführer Wolf-Manfred Rhein haben seine Nachfolger vieles zu verdanken, wovon sie noch heute maßgeblich profitieren.
Worin liegt der Vorteil eines familiengeführten Unternehmens? Gerd Ruff: Entscheidungen werden schneller getroffen. Ralf Rhein: Und sie werden durch langfristiges Denken bestimmt. Wir sind keinen Aktionären verpflichtet, müssen keine kurzzeitigen Gewinne erwirtschaften, müssen keine Quartalsberichte abliefern. Wir sind gegenüber unseren Mitarbeitern und unseren Investitionen verpflichtet. Dieser Fokus ist die Stärke von Familienunternehmen. In den vergangenen Jahren kamen mehrere Autohäuser zu Rhein-Gruppe hinzu. Nimmt die Expansionsstrategie in den kommenden Jahren weiter seinen Lauf? Gerd Ruff: Es wird sicher eine weitere Konzentration im Markt geben. Wir haben in den vergangenen Jahren keine aggressive Expansionspolitik betrieben, vielmehr sind wir Akteure, die auf eine sich verändernde Branchenstrukturen reagieren. Ralf Rhein: Damit man sich das besser vorstellen kann: Als mein Bruder und ich Mitte der 90er Jahre im Betrieb anfingen, gab es noch rund 1.000 BMW-Händler in Deutschland, heute sind es noch circa 100. Oftmals schlossen Häuser wegen Misserfolgs oder fehlender Nachfolger. Da sprangen wir ein. Diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Die Konsolidierung der Branche, auch bei anderen Autobauern, wird noch weiter gehen, bis ein Netz geschaffen sein wird, das stabil ist und den modernen Anforderungen des Markts Rechnung trägt. Liegt die Stärke Ihres Unternehmens in dem Zusammenspiel von Big Player und regionaler Verwurzelung? Ralf Rhein: Ja, so könnte man es sagen. Würde uns BMW die Übernahme eines Autohauses in Hamburg nahelegen, wäre das für uns aufgrund der Distanz keine attraktive Option. Aber bei einer nachbarschaftlichen Übernahme liegen die Dinge anders. Sowieso waren die Übernahmen nie im Voraus geplant, auch nicht seitens des Herstellers, das hat sich meistens auf natürlichem Weg so ergeben. Ist auch der Nfz-Bereich von einer Konzentration der Händler betroffen? Marcus Rhein: Man kann keinen direkten Vergleich ziehen. Die allermeisten Nfz-Hersteller erledigen den Vertrieb direkt ab Fabrik oder über eigene Niederlassungen. Es gibt in Deutschland nur drei Marken, die über Händler an ihre Kunden herantreten, das sind IVECO, DAF und Mercedes-Benz. Im Nfz-Bereich liegt der Fokus nicht auf der Eröffnung neuer Autohäuser, weil wir zu den Kunden gehen. Dem gegenüber arbeiten wir mit zahlreichen Vertragswerkstätten zusammen, die uns angeschlossen sind. Das Gebiet, das wir betreuen, ist riesig und reicht von Nordbayern bis zum Bodensee. In Teilbereichen werden wir sicherlich noch weiter expandieren, zum Beispiel in der Omnibus-Sparte, aber das sind Fragen, die wir uns erst in der Zukunft stellen werden.
Die nächste Generation nicht drängen
Wird das Unternehmen weiterhin in Familienhand bleiben? Ralf Rhein: Das wird sich zeigen. Noch sind unsere Kinder jung. Wir motivieren zwar, indem wir sie in eine Gesellschafterrolle gebracht haben, aber wir drängen nicht. Sie haben nicht einen Großteil ihrer Kindheit im Autohaus verbracht wie mein Bruder und ich. Auch hier sprechen wir von einem natürlichen Prozess. Das ist jedenfalls ein Unterschied zur vorherigen Generation. Vielleicht liegt das auch im Geschlecht begründet. Mein Bruder und ich haben zusammen fünf Töchter in unterschiedlichen Altersstufen und sie sind nicht so aufs Thema Auto grundprogrammiert, so wie wir beide das vielleicht waren. Unser Ziel ist es aber, dass die Geschichte auch nach der dritten Generation weitergeht. Eine weibliche Hand ist zumindest bereits jetzt schon in der Nfz- Sparte zu spüren, wo Ihre Frau Julia 2020 in die Geschäftsführung eintrat. Marcus Rhein: Ja, richtig. Sie wollte neben ihrer Rolle als Hausjuristin auch im Vertrieb tätig werden. Für mich stellt sie eine Zwischengeneration dar, da sie jünger ist als ich. Ihre Art hat mich von Beginn an begeistert, vor allem, mit welchem Verhandlungsgeschick sie erfolgreich Fahrzeuge verkauft. Inwieweit sind Ihre Kinder in der Rhein Gruppe involviert, Herr Ruff? Gerd Ruff: Ich habe zwei Söhne. Mein älterer ist ein geborener Techniker, der als Karosseriebaumeister im Unternehmen arbeitet und sich als Serviceberater weiterentwickelt. Mein jüngerer Sohn ist Wirtschaftsingenieur, der zuvor eine Lehre im Betrieb absolvierte, und nun zwei Niederlassungen leitet.
Was wünschen Sie sich insgesamt für die Zukunft des Unternehmens? Marcus Rhein: Entscheidend ist in Anbetracht der aktuellen Herausforderungen, dass auch Familienbetriebe, wie der unsrige, ihren eigenen Weg finden und trotz aller Veränderungen beständig bleiben. Nur so kann man eine Zukunft haben. Wo wir in fünf oder zehn Jahren stehen, kann niemand vorhersehen. Mein Wunsch ist es daher umso mehr, dass wir das Unternehmen an die nächste Generation übergeben und diese Weitergabe Sinn ergibt, weil dann hoffentlich noch genug für alle da sein wird. Ralf Rhein: Das sehe ich genauso. Ein Punkt noch: Es gibt nicht viele familiengeführte Unternehmen, die auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken können. Wenn man es so weit geschafft hat, muss man verantwortungsbewusst mit dem Erbe umgehen. Dazu zählt, dass der unternehmerische Geist, die Philosophie und die Kultur, die die Grundlage unseres Tuns bilden, von uns an die kommende Generation weitergegeben wird und so möglichst lange erhalten bleibt.
Julia und Marcus Rhein sind die Experten für Nutzfahrzeuge aller Art und betreuen mit ihrem Team ein Gebiet, das von Nordbayern bis zum Bodensee reicht.