1924
Die Ursprünge des Unternehmens
Das Unternehmen bezog 1924 seinen ersten Sitz in der Olgastraße, wechselte aber nur wenige Zeit später in die Wilhelmstraße. Hier errichtete Kurt Heermann einen kleinen Verkaufsraum mit angeschlossener Tankstelle und nutzte ein Rückgebäude im Hinterhof für Reparaturarbeiten.
Mit der Motorisierung in der Weimarer Republik nahmen in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sowohl der Bestand als auch das Angebot an Fahrzeugen kontinuierlich zu. Es herrschte Pionierstimmung und viele Menschen erkannten in der Arbeit mit dem Automobil eine einträgliche Beschäftigung. So auch Kurt Heermann aus Heilbronn, der einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie entstammte. 1924 saßen er und sein Freund Paul Rhein in ihrem Stammlokal zusammen, tranken Wein und ersannen den Plan von der Gründung eines eigenen Autohauses. An seinem 21. Geburtstag gründete Kurt Heermann einen Autohandel in der Heilbronner Olgastraße. Es wurden gebrauchte Kraftfahrzeuge aus privater Hand gekauft, aus eigener Kraft wieder hergerichtet und weiterverkauft. Der erste Mitarbeiter der Firma war Pauls Bruder Eugen. Er war der Vater des späteren Geschäftsführers Wolf-Manfred Rhein und Großvater der heutigen Geschäftsführer Ralf und Marcus Rhein. Von Anfang an war die Familie Rhein eng mit dem Unternehmen verbunden und maßgeblich verantwortlichen für die erfolgreiche Entwicklung der vergangenen 100 Jahre.
Ausschnitt aus der Neckar-Zeitung von 1932 über die Eintragung eines neuen Gesellschaftsvertrags in das Handelsregister des Autohauses Heermann. Der originale Handelsregisterauszug von 1924 ist nicht erhalten, er wurde bei der Bombardierung Heilbronns ein Opfer der Flammen.
1925 BIS 1938
Der Aufstieg zum autorisierten Fahrzeughändler
Hinter dem Autohaus errichtete die neu gegründete Firma auch eine Tankstelle.
Um das Geschäft bekannter zu machen, wurde einerseits in Tageszeitungen inseriert, in denen die reparierten Fahrzeuge angeboten wurden, andererseits wurden Fahrzeugausstellungen ausgerichtet, auf denen man die Wagen vor Ort begutachten konnte. Bald wurde der US-Autobauer General Motors auf das geschickte Marketing des jungen Unternehmens aufmerksam und erhob das Autohaus 1926 zum autorisierten Vertragshändler seiner Modellpalette für den Raum Heilbronn. Das Autohaus Heermann durfte nun exklusiv Fahrzeuge der Marken Chevrolet, Buick oder Marquette anbieten. Das Verkaufstalent blieb auch bei den deutschen Autobauern nicht unbemerkt. Die Magirus-Werke boten dem Autohaus 1935 eine Vertragspartnerschaft an, in die man gerne einwilligte. Die Zusammenarbeit besteht bis heute. Auch Fahrzeuge der DKW und der Auto-Union gelangten ins Portfolio. Die Geschäfte liefen gut und bald wurden die angestammten Verkaufsräume und Ausstellungsflächen auf dem Hof zu klein. Der Umzug auf ein größeres Grundstück in der Wilhelmstraße eröffnete neue Möglichkeiten. Hier errichtete man eine Ausstellungshalle, eine Tankstelle und eine Reparaturwerkstatt.
Händlervertrag mit den Magirus-Werken von 1935
1939 BIS 1959
Der Wiederaufbau und die Wirtschaftswunderzeit
Wie viele andere Männer auch, musste Kurt Heermann im Zweiten Weltkrieg Kriegsdienst verrichten. Das Geschäft lief in seiner Abwesenheit mit gedrosselter Leistung weiter. 1944 legten britische Fliegerbomben große Teile der Stadt Heilbronn in Schutt und Asche. Auch die Geschäftsräume des Autohauses wurden zerstört. Nach seiner Rückkehr machte sich Kurt Heermann mit großem Elan an den sofortigen Wiederaufbau seines Unternehmens. 1953 feierte man Wiedereröffnung. 500 Gäste waren gekommen, um sich das hochmoderne Gebäude in der Wilhelmstraße anzusehen. Ein Jahr später, 1954, unterzeichnete Kurt Heermann den Händlervertrag mit BMW. Die ersten in Heilbronn zugelassenen Isettas als Sinnbilder des deutschen Wirtschaftswunders rollten vom Hof des Autohauses Heermann. Neben BMW vertrieb man auch Neuwagen der Marken Faun, Tempo und NSU Fiat. Ende der fünfziger Jahre wurde ein Gebrauchtwagenzentrum errichtet, das schnell zahlreiche Kunden anzog. Das Unternehmen war Ende der fünfziger Jahre zu einem Musterbeispiel für den gelungenen Wiederaufbau Deutschlands geworden.
Kurt Heermann bei der Neueröffnungsfeier 1953
Neues Gebäude in der Wilhelmstraße
Von Anfang an war das Nfz-Geschäft eine der tragenden Säulen des Unternehmens – und ist es bis heute geblieben. Das obere Bild zeigt eine Reihe von Magirus-Lkw vor den Reparaturhallen, das mittlere Bild die firmeneigene Gebrauchtwagenausstellung und das untere Bild eine Nfz-Präsentation auf dem Heilbronner Marktplatz, nur wenige Monate nach Kriegsende.
Das Buch versammelt alle BMW-Autohändler im deutschen Raum. Es erschien 1955. In dieser Jahresausgabe wurde das Autohaus Heermann zum ersten Mal erwähnt.
1960 BIS 1974
Die erste Expansionswelle
Neue Werkstatt in Neckarsgreuth, speziell für die Lkw und Omnibusse
Der Erfolg ließ das Unternehmen wachsen. Man brauchte mehr Platz. Bislang waren Nutzfahrzeuge und Personenkraftwagen an einem Ort vereint. Mit der Eröffnung einer zweiten Reparaturwerkstätte für Nutzfahrzeuge im Jahr 1960, wenige Hundert Meter vom Stammhaus entfernt, vollzog man man die räumliche Trennung der beiden Unternehmenssparten. Auch hier entstand ein hochmodernes Werk, in dem man beste Servicequalität für die betreuten Lkw und Omnibusse gewährleisten konnte. In den sechziger Jahren wagte sich das Unternehmen über die Heilbronner Stadtgrenzen hinaus und erweiterte seinen Aktionsradius mit Neugründungen an Standorten in Crailsheim (1961) und Bad Mergentheim (1963). Hier konzentrierte man sich auf den Verkauf und die Wartung von BMW-Fahrzeugen. Es dauerte nicht lange, bis man die neuen Filialen vergrößern musste. Auch die Nutzfahrzeugsparte glänzte mit steigenden Umsatzzahlen, so dass man 1974 die Chance ergriff, ein neues Reparatur- und Servicewerk im Heilbronner Stadtteil Neckargartach zu errichten, das zehnmal größer war als die alte Werkstätte und mittlerweile rund 750 Nutzfahrzeuge betreute.
Aufgrund des Erfolgs entstanden neue Werkstätten wie hier die Nutzfahrzeug-Reparaturwerkstätte in der Südstraße in Heilbronn (1960).